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Die Rettung des Juwels der Subantarktis – Mouse-Free Marion

Marion Island ist Teil der Prince Edward Inselgruppe und liegt in der subantarktischen Zone auf ca. halber Strecke (1,769 Kilometer südöstlich von Port Elizabeth in Südafrika) zwischen Südafrika und der Antarktis. Mit einer Länge von 25 km und Breite von 17 km ist sie deutlich größer als die Nachbarinsel Prince Edward. Beide Inseln entstanden durch vulkanische Aktivitäten. Es regnet durchschnittlich 28 Tage im Monat, mit Temperaturen von ca. 8,3 °C im Februar bis 3,9 °C im August. Die Inselgruppe ist seit 1947 Teil des südafrikanischen Hoheitsgebiets und wurde durch das South African Environmental Management zum Special Nature Reserve erklärt. Weder Marion Island noch Prince Edward Island sind für die Öffentlichkeit zugänglich, lediglich eine Wetterstation befindet sich auf Marion, auf der momentan etwa 20 Wissenschaftler, Ingenieure, Mechaniker und weitere Support-Mitarbeiter arbeiten.

Gräser und Moose dominieren die Vegetation. Insgesamt sind ca. 22 Arten heimisch, dazu gehören beispielsweise Azorella selago oder Blechnum penna-marina. Die Anzahl an Kryptogamen-Arten (Moose und Pilze) liegt bei ungefähr 100 Moos-, 42 Lebermoos- und weiteren 100 Flechtenarten.

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Zu den ansässigen Säugetieren zählen See-Elefanten (Mirounga leonina), Subantarktische Seebären (Arctocephalus tropicalis) und antarktische Seebären (Arctocephalus gazella). Darüber hinaus leben in den um umliegenden Gewässern einige Walarten. Eine Gruppe Orcas (Orcinus orca) mit etwa 25 Individuen besucht regelmäßig die Küstengewässer um Marion Island, um nach Seebären zu jagen. Auch andere Walarten, wie Südliche Glattwale (Eubalaena australis), können gelegentlich in den Küstengewässern um die Inselgruppe gesichtet werden. Ein Forschungsprojekt der Universität Pretoria beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit der Säugetierfauna um Marion Island (MIMMP (Marion Island Marion Mammal Programme)).

Das Highlight auf Marion Island sind ohne Zweifel die über zwei Millionen Individuen an Seevögeln. Unter ihnen auch der Wanderalbatros (Diomedea exulans), der ikonische Vogel der Literatur und Legenden, der seit Jahrhunderten als starker Vorbote der Hoffnung und des Glücks gilt. Der Wanderalbatros hält den Rekord der größten Flügelspannweite von bis zu knapp 3,5 Metern und kann in einem Jahr bis zu 120.000 Kilometer zurücklegen. Des Weiteren bewohnen die Insel auch mehrere Pinguinarten, wie beispielsweise der Eselspinguin (Pygoscelis papua), der Königspinguin (Aptenodytes patagonicus), der Goldschopfpinguin (Eudyptes chrysolophus) oder der südliche Felsenpinguin (Eudyptes chrysocome). Die über 175.000 Brutpaare auf den Prince Edward Inseln machen etwa 13 % des weltweiten Königspinguinbestandes aus.

Momentan brüten 28 Seevogelarten auf Marion Island, unter ihnen auch gefährdete Arten wie der Graukopf- (Thalassarche chrysostoma) oder der Dunkelalbatros (Phoebetria fusca). Eine vollständige Liste aller Brutvögel auf Marion Island befindet sich in der unten stehenden Tabelle.

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Das Problem:

Während des 19. Jahrhunderts wurden Hausmäuse (Mus musculus) durch Seeleute ungewollt auf Marion Island eingeschleppt. Durch das Fehlen von natürlichen Fressfeinden auf der Insel hat sich die Mäusepopulation über die Jahre enorm ausgebreitet und stellt inzwischen eine ernst zu nehmende Bedrohung gegenüber der Inselökologie und vor allem ihrer ansässigen Brutvogelarten dar. Einige der einheimischen Vogelarten auf Marion Island können nirgendwo sonst gefunden werden.

Die Lebensraum-Bedingungen auf Marion Island sind durch den Klimawandel deutlich wärmer geworden, wodurch sich die Brutsaison der Mäuse deutlich verlängert hat. Dadurch wächst die Populationszahl und auch der Nahrungsbedarf der Säugetiere bis heute stark an, wodurch bereits nach wenigen Jahren ein Großteil der Invertebraten stark dezimiert wurde. Durch fehlende Nahrungsquellen haben sich die Mäuse seit einigen Jahren auf das Fressen von Seevögeln spezialisiert. Eier, Küken, Jungtiere und zunehmend erwachsene Vögel werden von den gefräßigen Mäusen angegriffen.

Sofern diese Entwicklung ungestört fortgesetzt wird, könnte dies zum lokalen Aussterben von 18 der 28 auf Marion Island ansässigen Brutvögel führen, einige schon innerhalb der nächsten 30 Jahre. Ohne zielorientierte Naturschutzarbeit werden die globalen Populationen von Wanderalbatrossen und Graukopfalbatrossen enorm abnehmen. Die endemische flugunfähige Motte (Pringleophaga marioni), welche eine Schlüsselrolle im Nährstoffkreislauf der Insel spielt und für viele weitere ökologische Prozesse verantwortlich ist, wurde durch die Mäuse bereits fast ausgerottet.

Zum Schutz der bedrohten Pflanzen-, Tierarten und des gesamten Ökosystems ist die komplette Ausrottung der Mäuse auf Marion Island die dringlichste  Naturschutzmaßnahme.

Die Lösung:

BirdLife South Africa hat aus diesem Grund das Mouse-Free Marion Project zur Auslöschung des Mäusebestandes auf Marion Island ins Leben gerufen. Die Maßnahmen werden voraussichtlich im Südwinter 2024 abgeschlossen. Bislang wird das Projekt durch verschiedene Kernpartnerschaften mit lokalen und internationalen Organisationen, Crowdfunding-Aktionen und der südafrikanischen Regierung finanziert.

Die Ausrottung der invasiven Mäuse auf der rund 300 Quadratkilometer großen Insel erfordert eine gut durchdachte Methodik und jahrelange Vorbereitungen. Die Methode fußt auf Kenntnissen vergleichbarer Projekte in Südgeorgien und auf der Gough Insel im Südatlantik. Geplant ist eine Flotte von Hubschraubern, die Rodentizide mit mausspezifischen Ködern in jedem potenziellen Lebensraum der Mäuse auf der gesamten Insel ausbringen können. Dies ist die einzige Methode, die sich bisher als erfolgreich erwiesen hat, um Nagetiere auf großen subantarktischen Inseln zu entfernen.

Durch jahrzehntelange Forschung wurde ein spezieller Mausköder mit einem wirksamen Rodentizid entwickelt. Dieser hält der Ausbringung durch einen Hubschrauber und den rauen Wetterbedingungen stand. Der Köder wird von den Mäusen gefressen und stellt kein langfristiges Risiko für andere Arten, insbesondere die Seevögel, dar. Obwohl es sich um eine aufwendige Projektkomponente handelt (geschätzte Kosten von 2,6 Millionen US-Dollar, etwa 13 % des gesamten Projektbudgets von 20 Millionen US-Dollar), ist es das zentrale Element, von dem das gesamte Projekt abhängt.

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Der voraussichtlich kostspieligste Budgetposten wird das Chartern von Hubschraubern sein. Diese müssen auf einem Begleitschiff nach Marion Island transportiert werden und bleiben für die Dauer des Projekts mehrere Monate vor Ort, bevor sie zurück nach Südafrika transportiert werden. Zu diesen Kosten gehört auch die Beauftragung erfahrener Piloten, Treibstoff für den Hubschrauber und GPS-Leitsysteme.

Seit 2014 wird das Mouse-Free -Marion -Project koordiniert und durchgeführt. Einige der bereits abgeschlossenen Projektstufen beinhalten das Ausrichten einer „Durchführbarkeitsstudie” (feasibility study), Interaktionen mit den südafrikanischen Behörden und das Gründen einer eigenen projektspezifischen Organisation.

Der C4C Fund ist auf das Projekt aufmerksam geworden und hat sich mit dem Projektteam intensiv ausgetauscht, um mehr über die Projektpläne und Hintergründe zu erfahren. Nach einer internen Abwägung und Bewertung hat sich der C4C Fund dazu entschieden, das Projekt mit einer Spende in Höhe von ZAR 1.000.000 zu unterstützen. Darüber hinaus versucht der C4C Fund weitere Sponsoren für dieses immens wichtige Artenschutzprojekt zu akquirieren und möchte somit die Fortsetzung der wichtigen Arbeiten durch BirdLife South Africa zum Schutz der Seevögel sicherstellen. Momentan sind etwa 30 % der gesamten Projektkosten gedeckt.

Möchten auch Sie mehr über das Projekt erfahren und einen wichtigen Beitrag zum Schutz der gefährdeten Arten leisten? Dann kontaktieren Sie uns: info@c4cfund.org

Lesen Sie einen Artikel von Prof. Dr. Peter Ryan, Direktor des FitzPatrick Institute of African Ornithology in Kapstadt, Südafrika, über das Mouse Free Marion Projekt. Übersetzt wurde der Beitrag durch den C4CFund und schließlich mit Biologie in Unserer Zeit veröffentlicht.

Jetzt, durch einen Klick auf das Bild, lesen.

Antarktische Seeschwalbe Antarctic Tern Sterna vittata
Kapsturmvogel Cape Petrel Daption capense
Schwarzgesicht-Scheidenschnabel Black-faced Sheathbill Chionis minor
Blausturmvogel Blue Petrel Halobaena caerulea
Subantarktikskua Brown Skua Stercorarius antarcticus
Subantarktis-Lummensturmvogel Common Diving-Petrel Pelecanoides urinatrix
Crozetscharbe Crozet Shag Leucocrabo melanogenis
Feensturmvogel Fairy Prion Pachyptila turtur
Esels-Pinguin Gentoo Penguin Pygosecelis papua
Langflügelsturmvogel Great-winged Petrel Pterodroma macroptera
Graurücken-Sturmschwalbe Grey-backed Storm-Petrel Garrodia nereis
Graukopfalbatros Grey-headed Albatross Thalassarche chrysostoma
Grausturmvogel Grey Petrel Procellaria cinera
Dominikanermöwe Kelp Gull Larus dominicanus
Kerguelensturmvogel Kerguelen Petrel Aphrodroma brevirostris
Kerguelenseeschwalbe Kerguelen Tern Sterna virgata
Königs-Pinguin King Penguin Aptenodytes patagonicus
Rußalbatros Light-mantled Albatross Phoebetria palpebrata
Makkaroni-Pinguin Macaroni Penguin Eudyptes chrysolophus
Hallsturmvogel Northern Giant-Petrel Macronectes halli
Kleiner Entensturmvogel Salvin’s Prion Pachyptila salvini
Weichfeder-Sturmvogel Soft-plumaged Petrel Pterodroma mollis
Dunkelalbatros Sooty Albatross Phoebetria fusca
Riesensturmvogel Southern Giant Petrel Macronectes giganteus
Südlicher Felsen-Pinguin Southern Rockhopper Penguin Eudyptes chrysocome
Breitschnabel-Lummensturmvogel South Georgia Diving-Petrel Pelecanoides georgicus
Wanderalbatros Wandering Albatross Diomedea exulans
Weißkinn-Sturmvogel White-chinned Petrel Procellaria aequinoctialis