Das Zambian Vulture Conservation Program
Tags: Forschung, Naturschutzhandeln, Sambia
Umsetzungspartner: BirdWatch Zambia, Endangered Wildlife Trust, Caring For Conservation Fund
Geierschutz in Sambia
Geier erfüllen eine extrem wichtige Funktion in afrikanischen Ökosystemen. Doch mehr als 69% aller Geierarten sind bedroht, ein Großteil davon steht vor dem Aussterben. Viele Faktoren sind für den Rückgang verantwortlich, jedoch zählen Vergiftungen und traditionelle Heilkunde mit 90% aller gemeldeten Tode zu denen, die am schwersten wiegen (1). Durch die sehr niedrige Reproduktionsrate – die meisten Geier legen nur ein Ei pro Jahr – wirkt sich jede Vergiftung bzw. Tötung eines Geiers massiv auf die Population aus.
Viele Schutzgebiete, wie auch der Luambe Nationalpark im Osten Sambias, hatten in vergangenen Jahren immer wieder mit vergifteten Wasserlöchern oder Tierkadavern zu kämpfen. Einer der Hauptgründe für Vergiftungen sind Wilderer, die verhindern wollen, dass gewilderte Tiere von den Behörden durch am Himmel kreisende Geier gesichtet werden. So kam es im Jahr 2020 zu einem der verheerendsten Vorfälle in gesamt Afrika, bei dem über 800 Geier starben. Dazu gehörten drei vom Aussterben bedrohte Arten (Weißrückengeier (Gyps africanus), Wollkopfgeier (Trigonoceps occipitalis), Kappengeier (Necrosyrtes monachus)) sowie eine stark gefährdete Art (Ohrengeier (Torgos tracheliotos)). Aufgrunddessen ist es gerade jetzt umso wichtiger, sich den Schutz aller vier hoch bedrohten Geierarten zur Aufgabe zu setzen.
In Kooperation mit der südafrikanischen Tierschutzorganisation “Endangered Wildlife Trust” und der sambischen Vogelschutzorganisation “BirdWatch Zambia” wurde 2021 ein Projekt zur Erforschung und dem nachhaltigen Schutz von Geiern in Sambia ins Leben gerufen.
Mithilfe von GPS- und GSM-Sendern können in Echtzeit die Bewegungen der Geier überwacht werden. Die Sender sind speziell auf das Gewicht der jeweiligen Geierarten angepasst und können kontinuierlich viele Jahre laufen. Speziell eingebaute Sterblichkeits- und Beschleunigungssensoren erlauben die Identifizierung von unnatürlichen Bewegungen (häufig treten spastische Anfälle in Folge einer Vergiftung auf). Auch der Tod eines Tiers kann somit ermittelt werden. So durch können Vergiftungsvorfälle und weitere ungewöhnliche Todesursachen schnell aufgespürt und beseitigt werden. In vielen Fällen ist es möglich, die vergifteten Tiere zu retten. Des Weiteren können aufgrund der Bewegungsmuster auch bedeutende Nahrungs- und Brutgebiete identifiziert und geschützt werden. Auch wissenschaftlich liefern die Bewegungsdaten wichtige Fakten. Beispielsweise kann so ermittelt werden, welche Routen die verschiedenen Geier Populationen in und außerhalb Sambias nutzen und wo es Kontakt zu anderen Populationen gibt.
Geier können unglaublich weite Strecken über mehrere Ländergrenzen hinaus zurücklegen. Bereits nach einem Monat ergaben die Satellitendaten eines Weißrückengeiers, dass sich dieser über knapp 1000 Kilometer durch Sambia sowie Teile Simbabwes und Mosambiks bewegte. In 2023 und 2024 konnten wir gleich mehrere Individuen bis nach Südafrika tracken. Es ist dadurch wichtig auch auf internationaler Ebene zu kollaborieren und Daten auszutauschen.
Bislang sind 47 Individuen drei vom Aussterben bedrohter Arten (Weißrückengeier, Kappengeier und Wollkopfgeier), und einer stark bedrohten Art (Ohrengeier), mit Satellitensendern versehen worden. In 2022 hat das Feldteam in verschiedenen sambischen Gegenden gearbeitet. So sind jetzt im Liuwa Plain National Park, Kasanka National Park sowie in Bangweulu Wetlands viele Geier besendert. In 2023 wurden erneut Tiere im Liuwa Plains National Park besendert aber auch in neuen Gebieten wie Chisamba, dem Nsumbu National Park und dem Nord Luangwa National Park.